Allgemeine Aussaatanleitung

Allgemeine Richtlinien zur Aussaat

Die meisten Pflanzen benötigen sehr ähnliche Bedingungen zum Keimen. Deswegen kann man eine allgemeine Aussaatanleitung geben, die grundsätzlich für die meisten heimischen Arten funktioniert. Exotische Pflanzen wie Kakteen, Palmen, etc. benötigen oftmals eine gesonderte Behandlung, damit die Keimung starten kann. Darüber sollten Sie sich vor der Aussaat informieren.
Der Pflanzensamen benötigt drei Faktoren zum Keimen: Wasser, Wärme und Licht.
Grundsätzlich wird der Keimungsprozess bei einem getrockneten Samen durch Wasser ausgelöst. Der Samen muss genügend Wasser aufnehmen, um zu quellen und dann letztendlich auf zu platzen. Gleichzeitig darf er auch nicht zu nass liegen, denn für die Keimung wird viel Energie gebraucht und um diese zu erzeugen, benötigt der Samen ausreichend Sauerstoff. Zu dichter, nasser oder gefrorener Boden verhindert das ausreichende Vordringen von Sauerstoff und stört damit die Keimung.
Insgesamt fördern Temperaturen die Keimung, die denen im Frühling im Herkunftsland der Pflanze ähneln. Die meisten heimischen Sorten keimen sehr gut bei Temperaturen zwischen +8-18°C. Pflanzen aus wärmeren Regionen benötigen eher +18-26°C. Solche Temperaturen kann man konstant im Frühling bei uns nur im beheizten Gewächshaus erzeugen. Zu hohe Temperaturen (über +30°C) können natürlich auch wieder die Keimung hemmen.
Vor allem die sehr kleinen Samen benötigen zum Keimen viel Licht, da sie nur wenig Nährstoffreserven im Samen gespeichert haben. Je nach Aussaatzeit kann das natürlich vorhandene Licht nicht ausreichend sein und sollte dann mit einer Pflanzenlampe verbessert werden.
Die Aussaattiefe richtet sich nach der Größe des Samens. Als Faustregel gilt: Die Erdschicht über dem Samen sollte nicht dicker sein wie der Durchmesser des Samenkorns. Die meisten Samen werden daher nur ausgestreut und leicht mit feiner Erde übersiebt. Selten sät man tiefer wie 0,5-2 cm. Als Medium für die Aussaat eignet sich spezielle Aussaaterde. Diese besteht in der Regel aus einer Mischung aus Sand, Torf oder Torfersatzstoffen wie beispielweise Kokossubstrat und manchmal Perlit. Sie sollte frei von Schädlingen und Krankheitskeimen sein und feinkörnig, damit sich ein guter Kontakt zwischen Samen und Erde herstellen lässt. Auch bekommt der Samen dann genügend Sauerstoff und das Wasser kann ausreichend lange gespeichert werden. Solche Anzuchterde ist meistens nur ganz wenig gedüngt, damit die Pflanzen nicht zu schnell wachsen, sondern erstmal ein solides Wurzelsystem ausbilden, um sich selbst gut versorgen zu können.

Vorbereitung der Samen:

Dunkelkeimer / Lichtkeimer / Kaltkeimer / Samen beizen / Samen mechanisch vorbehandeln

Manche Pflanzenarten haben Spezialisierungen entwickelt und benötigen für die Keimung noch ganz besondere Bedingungen:
  • Dunkelkeimer keimen wirklich nur im Dunkeln. Sie müssen also eher mit der 1-2-fachen Dicke des Samenkorns mit Erde bedeckt sein.
  • Lichtkeimer brauchen zum Keimen auch wirklich Licht. Sie werden nur vorsichtig auf die vorbereitete Erde aufgestreut und leicht angedrückt. Anschließend vorsichtig durch Besprühen anfeuchten, damit die Samen nicht weggeschwemmt werden.

Es gibt viele Pflanzenarten, die sowohl bei Licht als auch im Dunkeln keimen, so dass bei ihnen nicht so sorgfältig darauf geachtet werden muss wie ausgesät wird. Normalerweise wird auf der Samenpackung erwähnt, wenn eine Spezialbehandlung von Nöten ist.
  • Kaltkeimer sind Pflanzen, die einen Kältereiz vor der Aussaat benötigen, um Keimen zu können. In der Natur kann diese Besonderheit sehr nützlich sein, da solche Samen ganz sicher erst nach dem Winter im beginnenden Frühjahr anfangen werden zu keimen. Um das zu erreichen sind sogenannte keimhemmende Stoffe im Samenkorn eingelagert, die erst langsam durch die Einwirkung kalter Temperaturen abgebaut werden. In der Natur sorgen die niedrigen Temperaturen im Winter für diesen Prozess. Deswegen sollte man diese Pflanzen bereits im November bis Januar aussäen. Einfach die Samen in Töpfen oder Aussaatschalen aussäen und zunächst für 2-4 Wochen warm (ca. +20°C) stellen. Unbedingt das Feuchthalten nicht vergessen. Anschließend können die Saatgefäße ins Freiland umziehen. Es sollte mehrere Wochen Temperaturen zwischen -4 und +4°C herrschen. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen steigen setzt die Keimung ein und kann sich über mehrere Wochen erstrecken.
    Dieser Kältereiz kann natürlich auch künstlich erzeugt werden, indem man die Töpfe in einen alten Kühlschrank stellt. Dabei muss unbedingt die Temperatur regelmäßig überprüft werden.
    Praktischer ist allerdings die Keimbeutel-Methode. Man vermischt das Saatgut mit etwas feuchtem Sand, Perlit, Vermikulit oder einer Mischung daraus und füllt diese Mischung in einen Druckverschlussbeutel. Da dieses System handlich und luftdicht ist, kann man es auch in den normalen Kühlschrank legen (auf keinen Fall in das Gefrierfach!). Wiederum bei ca. +5°C für ca. 8 Wochen dort lagern und regelmäßig kontrollieren, denn manchmal beginnen die Samen schon früher zu keimen. Anschließend ganz normal aussäen. Diese Kältebehandlung nennt sich auch Stratifizierung von Saatgut.

Viele Samen haben eine natürliche Keimruhe. Dieses kommt oft vor bei Pflanzen die aus Regionen stammen mit starken jahreszeitlichen Temperaturunterschieden oder klimatischen Unterschieden wie Dürre- und Regenzeiten. Die Keimruhe verhindert eine Keimung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Verursacht wird sie meistens durch eine sehr harte, wasserundurchlässige Samenschale, einen unfertigen Embryo oder durch eingelagerte Hemmstoffe. In der Natur werden diese Faktoren meistens durch natürliche Prozesse wie beispielsweise den kalte Temperaturen im Winter durchbrochen. Man kann die Keimruhe natürlich auch künstlich brechen mit den nachfolgenden Methoden. Es ist nur wichtig zu wissen, dass die Umgebungsfaktoren (Temperatur, Licht, Luftfeuchtigkeit, Wasserversorgung) unbedingt stabil bleiben müssen sobald die Keimung eingeleitet wird, sonst kann es zu einer erneuten zweiten Keimruhe kommen, die weitaus schwieriger zu durchbrechen ist.
  • Samen beizen ist das kurzfristige Einlegen der Samen in Flüssigkeiten wie beispielsweise heißes Wasser, Milch oder Kräuterauszüge. Dieser Vorgang baut keimhemmende Stoffe ab, fördert die Keimfreudigkeit, den Blütenansatz und dient nicht selten auch zur Desinfektion gegen Pilze und andere Schädlinge. Gerne verwendet man hier Pflanzenauszüge aus Baldrian, Kamille, Knoblauch, Pechnelke oder auch Schachtelhalm.
  • Samen mechanisch vorbehandeln, indem man sie -je nach Größe- entweder leicht mit Schmirgelpapier oder einfach nur mit etwas Sand abreibt und damit die Schalendicke verringert, so dass Wasser aufgenommen werden kann. Sehr dicke Schalen dürfen sogar vorsichtig mit einem Messer beraspelt werden. Hinterher für ca. 24 Stunden im Wasser vorquellen lassen.

Vorkultur im Haus, Frühbeet oder Gewächshaus

Bei den Samen, die eine lange Reifezeit haben oder höhere Temperaturen zum Keimen benötigen, empfiehlt sich die Vorkultur im Haus oder Gewächshaus. Mit der Vorkultur kann je nach Pflanzenart zwischen Januar und April begonnen werden:
  1. Große Samen sollten eventuell vor der Aussaat vorbehandelt werden (siehe Samen beizen / Samen mechanisch vorbehandeln)
  2. Bereits benutzte Aussaatgefäße müssen vorher unbedingt gründlich innen und außen gereinigt werden. Befüllen Sie ihre Aussaattöpfe oder Saatschalen mit nährstoffarmer und möglichst torffreier Aussaaterde und drücken Sie diese leicht an. Alle Pflanzgefäße sollten unbedingt Drainagelöcher haben, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann.
  3. Lichtkeimer werden einfach auf die Erde gestreut und leicht angedrückt. Für alle anderen Samen kann man mit Hilfe eines Pikierstabes der Samenkorngröße entsprechend tiefe Löcher präparieren und die Samen vorsichtig eingeben. Anschließend leicht mit Erde bedecken und ebenfalls gut andrücken. Bei größeren Töpfen hilft hier ein Andrückbrett. Nicht zu viele Samen pro Aussaatgefäß säen (3-5 Samen pro Topf mit 9 cm Durchmesser). Das fördert die Entwicklung und erleichtert später das Pikieren.
  4. Ganz wichtig: Beschriften Sie gleich ihre Töpfchen beim Aussäen mit Pflanzenetiketten. Die ersten Blättchen sehen sich meistens sehr ähnlich, so dass man oft nicht mehr weiß, was da gerade wächst.
  5. Nun die Töpfe entweder in ein Minigewächshaus stellen oder auf einen Topfuntersetzer und vorsichtig angießen. Lichtkeimer sollten nur mit einer Sprühflasche vorsichtig befeuchtet werden, damit sie nicht verschlemmen. Man kann natürlich auch die Töpfe in eine Schale mit Wasser stellen und sich von unten vollsaugen lassen. Die Aussaaterde sollte hinterher gut durchfeuchtet sein, aber nicht zu nass.
  6. Die Abdeckhaube auf dem Gewächshaus platzieren. Einzelnen Töpfchen kann man auch ersatzweise eine transparenten Plastiktüte überstülpen und geduldig warten. Die Aussaat sollte an einem hellen, warmen Platz stehen. Sehr wärmeliebende Pflanzen brauchen sogar einen Platz über der Heizung oder man verwendet eine spezielle Pflanzenheizmatte unter dem Gewächshaus, die mit einem Thermostat gesteuert automatisch für die richtige Temperatur im Gewächshaus sorgt. Die Abdeckung ist sehr wichtig für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit. Normalerweise muss man dann nicht mehr gießen bis sich die ersten Spitzen zeigen. Die Erde darf jedoch nie ganz austrocknen.
  7. Sobald sich die ersten Keimblätter entfaltet haben, kann man die Temperatur leicht herunterfahren. Die Pflänzchen brauchen nun wirklich ausreichend Licht und Sauerstoff. Sie sollten gedrungen und kräftig werden. Schießt die Pflanze zu sehr in die Höhe, müssen diese Faktoren möglicherweise verbessert werden.
  8. Zeigt sich über den Keimblätter das erste richtige Blattpaar, ist der richtige Zeitpunkt zum Vereinzeln / Pikieren gekommen (ca. 3-6 Wochen nach der Aussaat). Lockern Sie mit einem Pikierstab vorsichtig die Erde rund um den Sämling und heben sie Ihn dann vorsichtig heraus. Dabei kommt es immer zu leichten Verletzungen am Wurzelwerk, was aber tatsächlich gewünscht ist, da es in Folge das Wurzelwachstum anregt. Nun kann das Pflänzchen in einen größeren Topf umziehen und möchte ab jetzt auch mit mehr Nährstoffen versorgt werden.
  9. Vor dem Umzug ins Freiland, sollten die Pflanzen ein paar Tage abgehärtet werden. Stellen Sie sie bei guten Temperaturen ins Freie und meiden dabei zunächst die volle Sonne, denn genau daran müssen sich die Pflanzen erst gewöhnen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Pflanzen vorsichtshalber mit einem Frühbeetvlies abdecken.

Was wird benötigt?

  • Ausreichende Pflanzgefäße. Geeignet sind kleine Multitopfplatten, Anzuchttöpfe oder Saatschalen aus Ton, Kunststoff oder Altpapier.
  • Aussaaterde oder Quelltöpfchen
  • Eventuell ein Mini-Gewächshaus für die Fensterbank und eine Heizmatte, Thermometer, Pikierstab, Andrückbrett, Erdsieb und Pflanzenetiketten, Sprühflasche oder Gießkanne

Direktsaat im Freiland

Viele Blumen und Gemüsearten können direkt im Freiland ins Beet gesät werden. Häufig sollte dies jedoch erst geschehen, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind. Wer da so sicher wie möglich sein möchte, sollte mit der Direktsaat bis nach den Eisheiligen Mitte Mai warten. Bereiten Sie das Beet gut vor: Der Boden sollte gelockert und fein krümelig sowie möglichst unkrautfrei sein. Es kann entweder in Reihen oder auch breitwürfig ausgesät werden. In der Reihe lässt sich ganz einfach eine Rinne mit der gewünschten Aussaattiefe ziehen, in der dann die Samen mit dem entsprechenden Abstand platziert werden können. Anschließend die Samen mit Erde bedecken, gut andrücken und mit weichem Wasserstrahl angießen. Wer seinen Sämlingen etwas Gutes tun möchte, deckt die Aussaatstelle noch mit einem feuchten Vlies ab. Im weiteren Verlauf auf gleichmäßige Feuchte achten und geduldig warten bis sich die ersten Spitzen zeigen. Nach dem Auflaufen muss möglicherweise ausgedünnt oder auf einen passenden Pflanzabstand vereinzelt werden.

Was wird benötigt?

  • Rechen, Hacke oder Sauzahn zum Auflockern und Glätten des Bodens, zum Rille Ziehen und Abdecken mit Erde.
  • Evtl. ein Aussaatgerät, Pflanzschnur für eine gerade Reihe und ein Maßband für den richtigen Pflanzabstand, Gießkanne oder Gartenschlauch mit einer feinen Brause.

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